Falls Sie Rat und Hilfe brauchen
Pfarrer Jürgen Heidemann
Binnenstr. 15
46419 Isselburg-Werth
Tel.: 02873 – 849
Fax.: 02873-919 381
Emailadresse:
Presbyter|innen
Jürgen Heidemann
Pfarrer und Vorsitzender des Presbyteriums
Hanna Hormann
Presbyterin
Holger Brzinzky
Kirchmeister
Nicole te Beest
Presbyterin
N.N.
Presbyter
Andreas Erkens
Presbyter
Was ist zu tun bei ... ?
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Kann bei einem Ehejubiläum ein Gottesdienst stattfinden?
In Suderwick, wie in vielen anderen Gemeinden wird aus Anlass eines besonderen Jahrestages der Trauung auf Wunsch des Ehepaares ein Dankgottesdienst gefeiert. Die Trauung selber wird dabei nicht wiederholt.
Bitte wenden Sie sich diesbezüglich an unsere Gemeindesekretärin Astrid Palitza im Gemeindebüro (tel. 02874 – 1275). Sie wird Ihnen die weiteren Schritte erklären.
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Was ist zu tun, wenn jemand getauft werden möchte oder soll?
Man kann sich zu jeder Lebenszeit taufen lassen, also auch als Erwachsener.
Bei uns ist die Kindertaufe die Regel.Was zu tun ist:
- Termin mit dem Pastor für ein Taufgespräch und die Taufe vereinbaren. In Suderwick wird sonntags im Gemeindegottesdienst um 10.30 Uhr getauft.
- Der Pastor besucht Sie zu Hause zum Taufgespräch. Dazu halten Sie bitte Ihr Familienstammbuch mit der Geburtsurkunde bereit. Die Taufe wird ins Familienstammbuch eingetragen.
- Sie brauchen mindestens einen evangelischen Paten (Sie können auch mehr Paten benennen), von denen einer evangelisch sein muss, der/die andere/n muss einer christlichen Kirche angehören. Gehören die Paten nicht zur ev. Kirchengemeinde am Ort, brauchen sie von ihrer Heimatkirchengemeinde eine Patenbescheinigung.
- Anhand der beiliegenden Sammlung haben Sie sich einen Taufspruch für Ihr Kind ausgesucht. Sie können aber auch gerne selber in der Bibel suchen. Der Taufspruch ist das Lebens-Motto für den Täufling.
Wozu Paten?Leider hat sich die Patenschaft für ein Kind reduziert auf Geschenke zu Weihnachten und zum Geburtstag. Dabei ist eigentlich das Patenamt ein wichtiges Ehrenamt.
Die Taufpaten haben die Aufgabe, die menschliche und religiöse Entwicklung des Patenkindes zu begleiten und die Eltern moralisch und in allen Erziehungsfragen zu unterstützen. In früheren Zeiten hatten die Taufpaten im Falle des frühen Todes der Eltern eine Fürsorgepflicht für das Kind. Dies wird auch heute noch manchmal gewünscht, sollte dann aber durch ein Testament abgesichert sein.
Pate kann jeder werden, der konfirmiert ist. Die Namen der Paten werden auf der Taufurkunde und im Taufregister der Gemeinde dokumentiert.
Die Taufe im GottesdienstTexte
Der Missionsauftrag – Mt 28,18-20
18 Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.
19 Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes
20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.Die Segnung der Kinder – Mk 10,13-16
13 Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an.
14 Als es aber Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Laßt die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes.
15 Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. 16 Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.Die Verheißung der Taufe – Mk 16, 16
Wer da [a] glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.
Tauffrage an Eltern und Paten
P: So frage ich Eltern und Paten: Wünscht ihr, dass dies(e) ... Kind(er) auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft werde(n)? So antwortet: Ja.
Eltern und Paten: Ja.
P: Versprecht ihr, nach bestem Vermögen dafür zu sorgen, dass es (sie) im christlichen Glauben aufwachsen kann (können)? So antwortet: Ja.
Eltern und Paten: Ja.
Lieder aus dem Gesangbuch zur Taufe- 200 Ich bin getauft auf deinen Namen
- 205 Gott Vater, höre unsre Bitt
- 206 Liebster Jesu, wir sind hier
- 207 Nun schreib ins Buch des Lebens
- 209 Ich möcht, dass einer mit mir geht
- 211 Gott, der du alles Leben schufst
- 596 Kind, du bist uns anvertraut
Gebete zur Taufe
Vorformuliert (können bei der Kirche angefordert werden) oder selbstformulierte Gebete! -
Konfirmation
Was ist die Konfirmation?
Die Bibel regelt sie nicht, die Konfirmation. Sie ist auch kein Sakrament. Aber sie ist die traditionsreiche, typisch protestantische Amtshandlung beim Übergang von der Kindheit zur Jugend und zum Erwachsenenalter. Fester Bestandteil ist der Konfirmationsspruch, ein Segensspruch, der den Jugendlichen als Leitfaden für ihr Leben gelten und sie auf ihrem weiteren Lebensweg begleiten soll. In der Regel suchen sich die Konfirmandinnen und Konfirmanden ihren Konfirmationsspruch selbst aus, wozu sie während des Konfirmandenunterrichts Vorschläge bekommen. Sie können sich jedoch auch selbst einen Spruch suchen, der ihrer Persönlichkeit entspricht, Wünsche für das Leben oder Bestärkung für bestimmte Lebensbereiche enthält. Grundsätzlich kann jeder Spruch aus der Bibel genommen werden.
Taufe und Konfirmation gehören zusammen: In der Konfirmation bestätigen die Konfirmanden die Taufe, bei der Eltern und Paten stellvertretend das Taufversprechen gaben.
Die Konfirmation wird mit einem festlichen Gottesdienst gefeiert. Sie bildet den feierlichen Abschluss des kirchlichen Unterrichts. Traditionsgemäß feiern wir in Suderwick Konfirmation am letzten Sonntag vor Ostern, dem Palmsonntag. Am Karfreitag nehmen die Konfirmanden gemeinsam mit ihren Eltern und Paten erstmals am Abendmahl teil.Muss mein Kind konfirmiert werden oder reicht die Taufe?Zur Kirchenmitgliedschaft reicht zwar die Taufe. Aber zusammen mit vielen Freunden in der Konfirmationsgruppe den christlichen Glauben verstehen zu lernen, ist bereichernd und wunderschön.
Außerdem bedeutet die Konfirmation mehr Verantwortung in der Gemeinde. Mit der Konfirmation wird man zum Abendmahl zugelassen und erhält die Berechtigung, selbst ein Patenamt in der evangelischen Kirche zu übernehmen. In der Evangelischen Kirche in Deutschland sind Jugendliche mit der Konfirmation ab 16 Jahren auch wahlberechtigt bei den Presbyteriumswahlen. Ab dem 18. Lebensjahr können Konfirmierte sich als Presbyter/innen auch aktiv ins Gemeindeleben einbringen.
Die Konfirmation ist zudem die Voraussetzung für eine kirchliche Trauung.Kann man nur konfirmiert werden, wenn man am kirchlichen Unterricht teilgenommen hat?Ja. Der Unterricht ist Voraussetzung zur Konfirmation.
Bekommen Eltern Bescheid, wann sie ihr Kind zum Konfirmandenunterricht anmelden sollen?Ja. In der Regel werden die Eltern evangelischer Kinder schriftlich eingeladen, ihr Kind zum Konfirmandenunterricht anzumelden, wenn das Kind im 7. Schuljahr ist. Eltern können ein Kind auch von sich aus beim Pfarrer oder bei der Pfarrerin anmelden.
Kann ein Kind auch dann konfirmiert werden, wenn die Eltern nicht der Kirche angehören?Ja, die Eltern von Konfirmandinnen und Konfirmanden müssen nicht evangelisch sein, damit ihr Kind konfirmiert werden kann. Allerdings müssen sie mit der Konfirmation ihres Kindes einverstanden sein.
Die Konfirmation ist immer dann möglich, wenn das Kind getauft ist oder sich vor der Konfirmation taufen lassen möchte und die Eltern einverstanden sind, sofern das Kind noch nicht religionsmündig ist. Mit dem vollendeten 14. Lebensjahr wird man uneingeschränkt religionsmündig. Das bedeutet, der junge Mensch hat sowohl das Recht, seine bisherige Religionsgemeinschaft zu verlassen als auch, sich einer anderen Religionsgemeinschaft anzuschließen. Der Wille der Eltern in Bezug auf die Konfirmation ist dann nicht mehr ausschlaggebend.Muss man für die Konfirmation getauft sein?Ja. Die Konfirmation setzt voraus, dass der Konfirmand oder die Konfirmandin zur evangelischen Kirche gehört, also evangelisch getauft ist bzw. in einer anderen Konfession getauft ist und dann offiziell zum evangelischen Glauben übergetreten ist . Ist ein Kind nicht getauft, kann es dennoch am Konfirmandenunterricht teilnehmen. Der Unterricht dient dann als Vorbereitung für die Taufe. Das Kind wird auf seinen Wunsch während der Konfirmandenzeit oder im Konfirmationsgottesdienst getauft.
Kann man auch als Erwachsener konfirmiert werden?Ja. Wer als Jugendlicher nicht konfirmiert wurde, kann als Erwachsener konfirmiert werden. Die Konfirmation findet dann nach einer Vorbereitung statt.
Für surfende KonfirmandenInteressante Aspekte zum Thema Konfirmation bietet das Konfi-Web im Internet.
Schnellkurs in Krawattebinden absolvieren? Deckstift für Pickel besorgen? Piercing drin lassen? Auch mit solchen Fragen beschäftigt sich www.konfiweb.de, die Internetseite für Konfirmandinnen und Konfirmanden. Gibt es Prüfungen zur Konfirmation? Was ist ein Vorstellungsgottesdienst? Was bedeutet die Konfirmation? Auch darüber informiert die Website, die übrigens von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern aufgebaut wurde. Außerdem gibt es dort Foren, Chats und andere kommunikative Elemente. -
Trauergottesdienst und die Bestattung
Der Trauergottesdienst und die Bestattung werden in der Regel unter das Motto des Tauf-, Konfirmations- oder Trauspruchs der/des Verstorbenen gestellt, je nach dem, was für sie/ihn zu Lebzeiten am wichtigsten war.
Selbstverständlich können Sie als Hinterbliebene für den Trauergottesdienst und die Bestattung jederzeit einen anderen Bibelvers auswählen.
Gruppen in der Gemeinde
Frauentreff
Ansprechpartner:
H. Baudis, Tel. 942450,
J. Hendriksen, Tel. 9054942
H. Kranen, Tel. 2728
G. Teronde, Tel. 2093
Termin:
Erster Mittwoch im Monat
15.00 Uhr im Gemeindehaus
Ökumenisch besetzter Kirchenchor St. Michael
Ansprechpartner:
Rosi Tuente
Tel. 02874 - 610
Josephine Kemink
Tel. 02874 - 2657
Termin: montags, 19.30 Uhr im Michaelstreff
Frauenkreis
Ansprechpartner:
Petra de Lange, Tel. 02874-905870,
Astrid Palitza, Tel.: 02874-3541,
Termin:
letzter Donnerstag im Monat,
19.30 Uhr, im Gemeindehaus
Bibelgespräch
Ansprechpartner:
Pfr. J. Heidemann
Tel. 02873 - 849
Termin:
nach Absprache,
meist 3. Donnerstag im Monat
um 19.30 Uhr im Gemeindehaus
Kirchengärtner
Ansprechpartner:
Fritz Brüggink,
Tel.: 02874 - 3473
Termin:
freitags, 9.30 Uhr,
an der Kirche
Kinderfest-Komitee
Ansprechpartner:
Annika u. Holger Kistela,
Tel.: 02874 - 903 87 00 sowie
Andrea und Christian Rügamer,
Tel. 02871 - 239 32 96
Termin:
nach Absprache
Seit der Christianisierung durch angelsächsische Mönche um 600 n. Chr. gehörte Suderwick zu Dinxperlo und damit zur Parochie Bocholt, welche dem Bischof, später Fürstbischof von Münster, sowohl kirchenrechtlich als auch politisch unterstand. Zwischen 1260 und 1281 wurde Dinxperlo als neu entstandene Parochie Dinxperlo, die den heiligen Liborius zum Patron hatte, selbständig. Dinxperlo gehörte zu diesem Zeitpunkt politisch zur Herrschaft Bredevoort. Nun gehörte Suderwick kirchenrechtlich zu Dinxperlo, aber politisch zum Fürstbischof von Münster. So blieb es mehrere Jahrhunderte bis zur Reformation.
Die Reformation fand in der hiesigen Gegend schon früh viele Anhänger. Bereits um 1570 erreichte die neue Lehre Dinxperlo, wo die dem Heiligen Liborius geweihte Dorfkirche doprskerk) in den Besitz der Protestanten überging. Seit Anfang des 17. Jahrhunderts gehörten Dinxperlo, die Bauernschaften Suderwick, Thushuisen und Spork zur reformierten Classis Zutphaniensis. Trotz des 80-jährigen Krieges (1568-1648) und der Gegenreformation (1650-1678) durch Fürstbischof Bernhard von Galen aus Münster, genannt Bomben-Bernhard, zu dessen Fürstentum wohl Suderwick, nicht aber Dinxperlo, immer noch politisch gehörte, blieb die Zugehörigkeit Suderwicks zur Classis Zutphaniensis Jahrhunderte lang unverändert. Sie dauerte sogar noch an nach der Säkularisierung und der Entstehung des Salm’schen Fürstentums (1802-1810), dessen Hauptstadt Bocholt wurde. Auch die nachfolgende Zeit der Einverleibung in das französische Kaiserreich unter Napoleon 1810-1813 änderte nichts an der kirchlichen Zugehörigkeit der Suderwicker Protestanten zur niederländischen Classis Zutphaniensis. Die Suderwicker Protestanten waren also Deutsche, gehörten politisch zum französischen Kaiserreich und kirchlich zu Holland. Das kann man wohl als internationale Verhältnisse bezeichnen!
In der ehemals katholischen, dann „Hervormden Kerk“ und heute nach der Wiedervereinigung mehrerer protestantischer Glaubensrichtungen in den Niederlanden nur noch „Dorpskerk“ genannten Kirche in Dinxperlo am Markt heißt die südliche Eingangstür noch heute „Suderwickse Poort“. Von dieser Hintertür aus betraten Jahrhunderte lang die Suderwicker Christen, die dem Gottesdienst in der Dinxperloer Kirche beiwohnen wollten, die Kirche, während die Dinxperloer meist den nördlichen Haupteingang unter dem Glockenturm benutzten. Ein Foto am seitlichen Eingang der Suderwicker Kirche zeigt die Suderwickse Poort“ an der Hervormden Kerk in Dinxperlo. Links in dem Foto sieht man das älteste Haus Dinxperlos, in dem sich heute das Grenzlandmuseum befindet. In diesem Haus zogen die Suderwicker Bauern ihren Sonntagsstaat an, wenn sie nach der Stallarbeit direkt in ihrer bäuerlichen Arbeitskleidung zum Gottesdienst eilten.
Die „Katholiken“ und die „Reformierten“ standen sich seit der Reformation dies- und jenseits der Grenze feindselig gegenüber. Während im fürstbischöflich-katholischen Suderwick kein reformierter Gottesdienst abgehalten werden durfte und die reformierten Einwohner zum Gottesdienst nach Dinxperlo ausweichen mussten, war in der niederländischen Umgebung die Ausübung des katholischen Glaubens verboten, so dass die Katholiken nach Deutschland zum Gottesdienst gingen. Eine Folge der Gegenreformation war daher die Gründung diverser katholischer Kapellen und Kirchengemeinden entlang der Grenze, darunter auch St. Michael in Suderwick um das Jahr 1676, von wo aus die niederländischen Katholiken jenseits der Grenze mitbetreut wurden.
Als Suderwick im Jahre 1815 als Folge des Wiener Kongresses preußisch wurde und die Suderwicker Reformierten damit automatisch Angehörige der preußischen Landeskirche, deren Landesbischof der König von Preußen war, gehörten die Suderwicker zu einer Kirchengemeinde (Dinxperlo), deren Leitung und Kirche im Ausland (in der batavischen Republik) lagen. Wieder einmal komplizierte internationale Verhältnisse!
So blieben die Suderwicker Protestanten rund 600 Jahre lang pfarramtlich mit Dinxperlo verbunden, bevor sie Ende 1819 in die neu errichtete evangelische Pfarrgemeinde Bocholt eingepfarrt wurden. Diese bestand aus 300 reformierten Suderwickern sowie 35 reformierten und 18 lutherischen Bocholtern. Ohne die Suderwicker, die dann später – 1864 – ihre eigene, selbstständige Gemeinde gründeten, hätten die Bocholter damals keine Gemeinde bilden können. Aufgrund ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit konnten die Suderwicker Gemeindeglieder der neuen evangelischen Bocholter Pfarre für sich das Recht erkämpfen, Gottesdienste, Taufen und Beerdigungen weiterhin von evangelischen Pfarrern aus Dinxperlo vollziehen zu lassen, allerdings nur gegen Vorlage eines vom evangelischen Pfarrer in Bocholt ausgestellten Erlaubnisscheines und gegen Zahlung der Stolgebühren.
Bis 1872 waren die Suderwicker Protestanten trotz Gründung einer eigenen Kirchengemeinde im Jahre 1864 keine praktizierenden Angehörigen der preußischen Landeskirche, da man ihnen ja das Recht zugestanden hatte, ihre Amtshandlungen wie Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen in Dinxperlo vorzunehmen. Im Grunde war die Einpfarrung in Bocholt also nur eine Schein-Einpfarrung.
Ab 5.7.1820 bis 1859 mussten die evangelischen Suderwicker die in Dinxperlo vorgenommenen Amtshandlungen in Bocholt registrieren lassen. Von 1859 bis 1864 erfolgte die Registrierung in Anholt, da die Suderwicker kurzzeitig mit der Anholter Kirchengemeinde verbunden wurden. Ab 1865 führte die Kirchengemeinde Suderwick zur Registrierung der vorgenommenen Amtshandlungen eigene Kirchenbücher.
Die Grundsätze des 19. Jahrhunderts besagten, dass es keine grenzüberschreitenden Kirchengemeinden geben dürfe. Das führte auf katholischer Seite zur Gründung der Kirchengemeinde St. Peter und Paul in Bredenbroek, von wo aus nun die niederländischen Katholiken aus Dinxperlo und Umgebung seelsorgerisch versorgt wurden.
Auf preußischer Seite hatten die Pfarrer aus Anholt seit Mitte des 19. Jahrhunderts die evangelischen Kinder in Suderwick in der deutschen Sprache unterrichtet, damit sie sich wenigstens verständigen konnten, wenn sie ihrer Wehrpflicht im preußischen Heer nachkamen, denn die deutsche Sprache war ihnen weitgehend unbekannt. Zu Hause sprachen sie den hiesigen Dialekt und sonntags in der Kirche niederländisch. 1860 wurde eine evangelische Schule für die 70 evangelischen Kinder in Suderwick gebaut. Dort hielten die Anholter Pfarrer gelegentlich auch einen deutschsprachigen Gottesdienst ab.
Am 8. Juni 1863 erteilte der König von Preußen den rund 300 Protestanten in Suderwick die Erlaubnis zur Gründung einer eigenen Kirchengemeinde, der „evangelischen Gemeinde reformierten Bekenntnisses“, die der evangelischen Kirchengemeinde in Anholt als Vikariatsgemeinde unterstehen sollte, was am 1.1.1864 von den Suderwicker Protestanten in die Tat umgesetzt wurde. Die neue Vikariatsgemeinde in Suderwick sollte von einem Pfarrverweser verwaltet werden, welcher von der Evangelischen Pastoral-Hülfsgesellschaft für das Rheinland und Westfalen entsandt werden sollte.
Insbesondere Pfarrer Reeder aus Anholt hatte sich viele Gedanken gemacht, dass es in Suderwick zu separatistischen Strömungen wie in den nahen Niederlanden kommen könnte und dass man das verhindern könne, wenn Suderwick einen eigenen Prediger bekäme. Da man auf Hilfe aus Münster nicht hoffen konnte, sprach er die reiche reformierte Kirchengemeinde Elberfeld (heute Wuppertal-Elberfeld) auf die Probleme der reformierten Protestanten an der Grenze an. Die Angesprochenen, besonders die Prediger Geyser und Krafft, riefen die Elberfelder zu Spenden auf. Schon einen Monat später besuchte Prediger Geyser Suderwick, um einen Abendsmahlskelch, einen Brotteller, eine Kanzelbibel und diverse andere Geschenke von den Elberfeldern sowie eine Einzelspende der Bankiersfamilie Carl von der Heydt in Höhe von 300 Talern zum Ankauf eines Kirchenbauplatzes zu überbringen.
Erster Pfarrverweser in Suderwick wurde Carl Heinrich Adelbert Birnbach vom 12.3.1865 bis 4.7.1869. Da die Suderwicker Protestanten viel zu arm waren, um eine Kirche bauen zu können, ging Pfarrer Birnbach in den Niederlanden auf Kollektenreise und sammelte den stattlichen Betrag von 1.300 Gulden. Leider reichte auch dieser Betrag bei weitem noch nicht aus zum Bau einer Kirche. Darum suchte die Suderwicker Kirchengemeinde erneut Hilfe bei der reichen niederländisch-reformierten Kirchengemeinde in Elberfeld. Dort sagte man der Suderwicker Gemeinde finanzielle Hilfe beim Bau einer Kirche und eines Pfarrhauses zu unter dem Vorbehalt, dass die Kirchengemeinde den Namen Evangelisch-Reformierte Kirchengemeinde Suderwick annehmen würde, dieses Bekenntnis niemals aufgeben würde und immer eine selbständige Kirchengemeinde bleiben würde. Würde die Gemeinde ihr Bekenntnis, ihren Namen oder ihre Selbstständigkeit aufgeben, würde sie ihr Grundstück mit dem Gemeindezentrum verlieren. Diese vertraglich festgelegten Vorgaben gelten heute noch. Sobald die Suderwicker dagegen verstoßen, fällt der Besitz an den Schenker zurück. Nach heutigem Wert handelt es sich dabei um einen Betrag von rund 600.000 Euro lt. Schätzung des derzeitigen Pfarrers Burkhard Lehmann.
Durch die großzügige Schenkung der Wuppertaler Gemeinde war es möglich, dass die arme Suderwicker Kirchengemeinde schon 13 Jahre nach ihrer Gründung am 31.10.1877 eine eigene Kirche einweihen konnte.
Die Suderwicker Kirche wurde gebaut als Backsteinsaal im romanisierenden Stil mit halb eingezogenem Westturm, gewölbten Polygonalchor und Holz-Kassettendecke im Kirchenschiff. Das Gotteshaus ist knapp 15 m lang und ca. 9.50 m breit. Am östlichen Giebel ist eine 3,50 m lange und 4.80 m breite Apsis in Form eines Teiles von einem Achteck angebaut. Die Kirche bietet im Kirchenschiff Platz für ca. 125 Gläubige sowie für weitere 25 Personen auf der Orgelempore. Durch den Turm, dessen Grundfläche ein Quadrat von 3,19 x 3,19 m ist, betritt man die Kirche. Die Gesamthöhe des Turmes bis zum Kreuz beträgt 26 m. Als Heizung diente ursprünglich ein gewöhnlicher Ofen, dessen Rauchrohr in einem Eckpfeiler steckte.
Um Kosten zu sparen, wurden nach der Zeichnung des Architekten Böhm aus Wesel nicht nur die Suderwicker Kirche samt Pfarrhaus sondern auch die fast identischen Bauwerke in Böninghardt (jetzt Stadtteil von Alpen/Rheinland) durch die Baufirma W. Franck aus Wesel gebaut.
Die Steine für den Kirchenbau wurden auf Bauernkarren aus Vehlingen geholt. An der Brüggenhütte mussten die Karren halb entladen werden, da der weitere Weg für vollbeladene Fuhrwerke unpassierbar war.
Die schlichte Ausstattung des Kircheninnenraumes entsprach der durch Calvin geprägten reformierten Einstellung. Nichts sollvom Zwiegespräch mit Gott ablenken, weder Bilder noch Skulpturen. Deshalb wurden die Wände bewusst weiß gelassen und auch sonst auf Funktionalität statt Dekor gesetzt.
1879 wurde eine Orgel angeschafft, deren Blasebalg Kinder während des Gottesdienstes treten mussten. Die Orgel wurde bei der Provinzial-Blindenanstalt in Soest/Westfalen gekauft und hatte elf Stimmen, zwei Manuale und ein freies Pedal. Sie kostete 300 Mark, musste aber für 1.200 Mark durch den Orgelbauer Rich. Ibach aus Barmen instandgesetzt werden. Ihr Wert wird später im Lagerbuch mit 1.421,54 Mark angegeben. Diese Orgel wurde im zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und musste im Jahre 1957 durch eine neue ersetzt werden. Angeschafft wurde eine Original Steinmann-Schleifladenorgel von der Firma Steinmann in Vlotho, welche auch heute noch die Wartung der Orgel durchführt. Diese Orgel wurde überwiegend aus Eichenholz gebaut und besitzt zwei Manuale und ein Pedalwerk, jeweils mit einem eigenen Register sowie drei Koppeln. Die Orgel hat vier Register, d.h. Stimmen im Hauptwerk. Im sogenannten Rückpositiv, welches in der Emporenbrüstung im Rücken des Orgelspielers untergebracht ist, gibt es fünf Register und im Pedalwerk, welches mit den Füßen gespielt wird, drei Register. Die 783 Pfeifen der Orgel bestehen aus einer Zinn-Blei-Legierung und sind unterschiedlich groß. Die große Basspfeife misst 2,40 m, während die kleinste Pfeife im Rückpositiv nur 1 cm hoch ist.
Ebenfalls im Jahre 1879 wurden auch zwei Gussstahlglocken im Wert von ca. 800 Mark für den Glockenturm gekauft. Auf der großen C-Glocke ist „Ehre sei Gott in der Höhe“ eingraviert und auf der kleineren Dis-Glocke steht „Friede auf Erden“. Zu Beginn des Festgottesdienstes zur Einweihung der Glocken, wurden diese von Gertrud Epping und den Kindern der evangelischen Volksschule Suderwick geläutet. Als 1945 nach Kriegsende entlang der Grenze ein kilometerbreiter Streifen Niemandsland entstand, lag auch unsere Kirche in diesem Gebiet, welches von den Bewohnern geräumt werden musste. Damals nahm man die Glocken aus dem Kirchturm und hing sie beim Bauern Vriesen-Öhmshuis in Suderwick, bei dem die Pastorenfamilie untergekommen war, an einem Holzgestell auf. Auf der Tenne dieses Bauernhofes sowie der Gehöfte Boland-Beekenbuur und Gärtner Kastein wurde fortan sonntags Gottesdienst gehalten, bis die Bewohner des Niemandslandes im Spätherbst 1945 wieder in ihre Häuser zurückkehren durften. Nun wurden auch die Glocken wieder in den Kirchturm zurückgebracht, wo sie bis heute ihren Dienst versehen.
Die volle Selbständigkeit als reformierte Kirchengemeinde im Rahmen der unierten preußischen Landeskirche erhielt Suderwick durch die Errichtung einer eigenen Pfarrstelle am 6. Januar 1882. Erster, durch das Presbyterium einstimmig gewählter Pfarrer dieser selbständigen Kirchengemeinde war Wilhelm Ewald Schniewind vom 24.Juli 1881 bis 18. August 1885, dessen Grab wir noch auf dem Suderwicker Friedhof finden.
1884 wurde die Suderwicker Kirche komplettiert durch den Kauf einer Uhr für den Glockenturm, die zu jeder halben und ganzen Stunde schlägt. Sie kostete 500 Mark.
Zweiter Pfarrer der selbständigen Kirchengemeinde Suderwick wurde 1886 Jakob Haarbeck aus Neukirchen. Er war von 1890 bis 1951 Mitherausgeber des „Neukirchener Kalenders“, eines Abreißkalenders, der für jeden Tag des Jahres ein Blatt hat, auf dessen Vorderseite ein Bibeltext steht und auf der Rückseite eine Auslegung dazu. Druckerei Neerbosch in Nijmegen bestätigt, dass 1890 von ihnen ein Abreißkalender nach Dinxperlo und Suderwick geliefert wurde. Daher vermuten wir, dass dieser Kalender von Suderwick aus nach ganz Deutschland ausgeliefert wurde.
Am Samstag, den 5. Oktober 1907 findet sich in der niederländischen Tageszeitung „Dinxperlosche Courant“ eine Notiz, dass man für den 40-köpfigen Kirchenchor der ev. Kirchengemeinde Suderwick in der dortigen Kirche eine Tribüne errichtet hat, da der Chor im Sonntagsgottesdienst ein Konzert geben wird. Unter anderem sollten Kirchenlieder vierstimmig dargeboten werden.
Bereits im Jahre 1972 vom Landeskonservator in die Liste der denkmalswerten Bauten aufgenommen, wurde die Kirche am 1. September 1983 endgültig unter Denkmalschutz gestellt.
Ab 13.9.1973 mussten die Gottesdienste ins Gemeindehaus verlegt werden, weil an der Kirche umfangreiche Renovierungs- und Erweiterungsarbeiten begannen. Links vom Altar wurde ein zweiter Ausgang geschaffen, der durch einen gläsernen Verbindungsgang zu einer neugeschaffenen Sakristei führt. Die Sakristei dient seither gleichzeitig als Gemeindebüro. Außerdem wurde der Innenraum erneut weiß gestrichen und mit grün-schwarzen Farbakzenten ansprechender gestaltet. Die alten unbequemen Bänke links und rechts des Hauptganges wurden entfernt und durch moderne durchgehende Sitzreihen in hellem Holz ersetzt. Da der Mittelgang entfiel, wurde auch der historische Eingang unter dem Glockenturm geschlossen. Bei Wiederaufnahme der Gottesdienste in der Kirche betrat man diese durch den neuen Eingang und ging unter den Fenstern der Seitenwände zu seinem Sitzplatz in den Bänken. Da die kritischen Stimmen in der Gemeinde zur neuen Sitzordnung nicht verstummen wollten, hat man zwischenzeitlich diese Bänke wieder geteilt und den historischen Eingang wieder geöffnet.
Auch nach der Renovierung und der damit verbundenen leichten farblichen Anpassung an den modernen Geschmack gibt es nach wie vor in der ältesten evangelischen Kirche auf dem Gebiet der Stadt Bocholt wie in jeder reformierten Kirche nur einen schlichten Abendmahlstisch statt eines Altars. Abbildungen wie Gemälde, Wandzeichnungen oder ein Kreuz auf oder hinter dem Altar bleiben weiterhin evangelisch-lutherischen oder katholischen Kirchen vorbehalten.
Zum 125-jährigen Bestehen im Jahre 2002 schenkte der Heimatverein Suderwick der Kirchengemeinde 6 in den Boden eingelassene Strahler, die die Kirche bei Dunkelheit anstrahlen.
Heute ist die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Suderwick eine selbstbewusste, selbstständige und für alles Neue offene Kirchengemeinde mit ca. 650 Gemeindegliedern, die Traditionelles mit Modernem zu verbinden weiß. Mit Blick auf die Jahrhunderte alten Bindungen zu Dinxperlo, kann man wohl sagen, dass Suderwick zwar die kleinste eigenständige reformierte Kirchengemeinde in Nordrhein-Westfalen ist, aber auch die niederländischste unter allen deutschen Kirchengemeinden.
Nachdem sich die Katholiken und die reformierten Christen in Suderwick und Dinxperlo nach der Reformation zunächst als streitbare Gegner gegenüber standen, entwickelten sich mit der Zeit daraus sich gegenseitig tolerierende und auf vielen Gebieten ökumenisch arbeitende Kirchengemeinden.